Neues vom Vegi-Baby – rund ums erste Essen

Von Chris Wernke, assistiert von Mami Nicole
Da bin ich wieder – Chris, das Vegi-Baby. Ihr kennt mich bereits aus dem letzten Vegi-Info, wo ich euch ausführlich über die Vorzüge von Muttermilch berichtet habe.
Nun bin ich ein paar Monate älter, mit zwei flinken Händen bewaffnet (ideal zum blitzschnellen Teller-Grapschen, Esswaren-Zerdrücken und in weitem Bogen gen Boden befördern), einigen Beisserchen und einem sehr sensiblen Geschmackssinn.
Ich muss aber eines vorwegnehmen: Essen ist nicht meine grosse Leidenschaft. Es gibt da zwei, drei Gerichte, die mag ich gerne und die esse ich auch ohne zu murren. Ab und zu leiste ich mir eine Extravaganz (d.h., er probiert von einer bis dahin unbekannten Frucht, Anmerkung von Mami), aber ansonsten, na ja ... es gibt halt noch viel für mich zu lernen auf diesem Gebiet.

Gesund heisst naturbelassen

Mami und Papi geben sich aber echt Mühe, gesunde und babygerechte Speisen zuzubereiten. Süsses gibts in der Regel nicht, ich habe aber von meinem Geburtstagskuchen einige Häppchen kosten dürfen. Auch mit Salz wird sehr, sehr sparsam umgegangen. Meine Geschmacksnerven sind ja noch ganz unbelastet und die darf man nicht von Anfang an mit überwürztem, süssem und fettigem Essen strapazieren. Ganz abgesehen mal von meinem organischen Innenleben, das muss sich ja auch erst mal an die feste Kost gewöhnen.

Mami meint, sie wolle nicht, dass ich später zu süsses und zu stark gewürztes Zeugs esse, das mache dick und sei ungesund. Dass ich kein Fleisch esse, ist ja wohl logisch. Niemals käme es meinen Eltern in den Sinn, mir Fleisch zu geben. Unsere lieben Tiere sind draussen auf der Weide, nicht auf unserem Teller.

Nun, trotz meiner nur mässigen Esslust: Mir geht es blendend, ich sehe toll aus (ich weiss, das klingt nicht gerade bescheiden, aber die Mädels an der Kasse in der Migros stehen alle auf mich, das ist doch Beweis genug) und ich bin vom Gewicht her gerade richtig – nicht zu dünn und nicht zu dick. Eben genau so, wie man sich ein süsses Kind in meinem Alter vorstellt. Ausserdem bin ich fit und gesund.

Einblick in meinen Speiseplan

Nun zu meinem Lieblingsessen: «Gschwellti» mit Avocado , das Ganze leicht vermantscht, wahlweise eine Miniprise Kräutersalz dazu. Manchmal gibts auch «Gschwellti» mit wenig hochwertigem Maiskeimöl. Dieses wertvolle Fett ist wichtig für meine Entwicklung. Minderwertiges Fett von Frittiertem hingegen wäre schädlich und ungesund.

Ausserdem mag ich Zwieback-Mandel-Brei (Vollkornzwieback mit wenig Wasser zerdrückt, ein Löffelchen Mandelmus und eine halbe zerdrückte Banane vermischen), das schmeckt angenehm süss und ist gesund.

Als Zwischenmahlzeit gibt es Früchte, gewaschen und geschält, oder etwas Vollkornbrot (ohne ganze Körner, nur fein gemahlenes Mehl). Ich mag auch Nudeln (natürlich Vollkorn) mit etwas verdünnter Tomatensauce. Das habe ich letzte Woche entdeckt und war begeistert. Ab und zu kriege ich ein Stücklein Fleischersatz vom Teller meiner Eltern (z.B. Cornatur oder Tofu), und ich habe gehört, dass ich jetzt langsam, aber sicher weiter in die «Erwachsenenkost» eingeführt werden soll.

Weit verbreitete Fehlernährung bereits bei Kleinstkindern

Meine Eltern sprechen manchmal darüber, dass andere Eltern ihren Kindern ständig Ungesundes zu essen geben und sich offensichtlich keine Gedanken über deren Ernährung machen: zum Zmorgen Weissbrot mit Confi und Honig, am Mittag dasselbe wie die Eltern, die von gesunder Ernährung meist auch keinen Schimmer haben. Zum Zvieri gibts ganz selbstverständlich einen gezuckerten Quark (die Werbung machts vor) oder ein süsses Teilchen und nach dem Znacht den obligaten Milchschoppen.

Ach so, beim Thema «Trinken» kann ich auch mitreden: Ich kriege ungesüssten Früchtetee, Wasser und manchmal einen Schluck verdünnten Orangen- oder Apfelsaft. Und natürlich weiterhin Muttermilch.
Schätzungsweise einen Drittel meiner täglichen Nahrung nehme ich noch heute über Mamis Milch auf.

Mami meint, je früher ein Kind das 1x1 der gesunden Ernährung und Lebensweise lernt und vorgelebt bekommt, desto besser.

Rezepte zum Ausprobieren

Nun zu den Rezepten. Wenn ihr Kartoffeln mögt, dann schaut bitte, dass eure Mami die immer nur in der Schale im Sieb dämpft. Würden sie nämlich geschält und im Wasser gekocht, dann gingen die ganzen Vitamine baden und der Gesundheitswert dieser Kost wäre gleich null. Dasselbe gilt für Gemüse, welches jedoch zuvor geschält werden muss.

Die folgenden Rezepte sind aus dem Buch «Das vegetarische Baby» von Irmela Erckenbrecht (ISBN 3-89566-143-0). Die Mengenangaben sind aber hier alle nach Augenmass und eigenem Gutdünken. Schief gehen kann dabei nichts.

Tofu-Gemüse-Püree: Dazu Rüebli, junge Erbsli und Sellerie über Wasser dämpfen. Danach mit etwas Tofu und Kochwasser nach Bedarf pürieren.

Hirse-Gemüse-Brei: Dazu Hirseflocken (im Reformhaus erhältlich) in wenig Wasser kurz köcheln lassen. Danach mit frisch gedämpftem Gemüse nach Wahl pürieren.

Beerenbrei: Dazu eine halbe Banane mit Himbeeren und Heidelbeeren (Menge nach Wunsch) pürieren, dann mit ca. 2 EL Haferflocken mischen und eine Stunde quellen lassen.

Hirse-Sanddorn-Brei: Dazu 3 EL Hirse in wenig Wasser 15 Minuten köcheln. Dann eine Banane zerdrücken, mit 1 EL Sanddornmus (ohne Zucker und Honig, aus dem Reformhaus) verrühren und unter die Hirse mischen.

Zum Dessert gibts Baby-Guetzli: Dazu 2–3 zerdrückte Bananen mit
2–3 geraffelten Rüebli (je nachdem, wie viele Guetzli man machen will) in eine Schüssel geben. Danach ca. 4–6 EL eines hochwertigen Öles dazugeben und gut mischen. Mit einem fein gemahlenen Vollkornmehl vermischen, so lange, bis man aus dem dabei entstehenden Teig fingerlange Würstli formen kann. Der Teig sollte nicht mehr stark an den Fingern kleben. Wer will, kann ganz wenig Salz hinzugeben.
Diese Guetzli werden nun im vorgeheizten Ofen bei 200 °C während ca. 30 Minuten goldbraun und knusprig gebacken.
Sagt Mami, sie solle gleich die volle Menge davon machen, denn sie schmecken nicht nur uns Babys!

Euch, meine lieben Baby-Kollegen, wünsche ich einen guten Appetit und freue mich, wenn meine Anregungen dazu beitragen, eure Eltern zum Nachdenken über gesunde Ernährung von Anfang an anzuregen.

Im nächsten Vegi-Info werde ich etwas über die natürliche Beziehung zwischen Kleinkindern und Tieren schreiben – mit meinen eigenen Erfahrungsberichten.

Bis dahin grüsse ich euch alle herzlich
Chris Wernke, [email protected]