Devakis Hochzeit
Jubel und Gesang durchhallte die festlich geschmückten Gassen der uralten Königsstadt Mathura. Eine junge Braut aus fürstlichem Geschlecht wurde laut gepriesen. Ihr Name war Devaki, die Göttliche. Das Volk drängte sich in den Strassen. Frohe Rufe jauchzten zu Devakis goldenem Wagen empor.
Sogar Kamsa, der gefürchtete Machthaber des Reiches, war an diesem Tag freundlich gestimmt. Um seine Schwester an ihrem Hochzeitstag gebührend zu ehren, hielt er selbst die Zügel der Pferde des Hochzeitswagens. Da, als der Zug sich eben in Bewegung setzte und die Muschelhörner und Donnertrommeln schon freudig zu tosen begannen, vernahm Kamsa eine Himmelsstimme, die sein Herz tief erschreckte. Die Stimme höhnte ihn : "Oh, du Narr! Die längste Zeit herrschtest
du auf dem Thron, der dir nicht gebührt. Du führst ein gottverachtendes Leben und siehe: Der achte Sohn aus dem Schoss deiner Schwester, die du nun geleitest, wird dein Vernichter sein!"
Bis ins Mark erschreckt, zögerte Kamsa nach dieser Offenbarung nicht. Augenblicklich liess er die Zügel der Pferde fahren, wendete sich um, packte Devaki bei ihren Haarflechten und wollte sie mit dem Schwert erschlagen. Nur unter Aufbietung all seiner Geisteskraft und seiner Überredungskunst gelang es dem jungen Gatten, Vasudeva, den vor Erbitterung und Furcht bebenden König Kamsa ein wenig zu beruhigen und ihn von seiner übereilten Handlung abzuhalten. Allerdings musste Vasudeva, um Devaki zu retten, ein furchtbares Versprechen ablegen. Er musste geloben, jeden Sohn,
den Devaki ihm gebären würde, sogleich nach der Geburt an Kamsa auszuliefern.
Obwohl das von der Not erzwungene Versprechen von Vasudeva treulich eingehalten wurde, konnte Kamsa von diesem Tag an keine Ruhe mehr finden. Er liess Devaki und Vasudeva in den Kerker werfen und ihre Füsse mit eisernen Ketten anschmieden, damit sie vor der Geburt des achten Sohnes nicht zu fliehen vermochten. Seinen eigenen alten Vater, den grossen König Ugrasena, nahm er ebenfalls gefangen, damit der Alte nicht seine Pläne störe .Mit grosser Kraft ergriff der schreckliche Kamsa nun die Zügel des Reiches, und die Erde stöhnte unter seiner Herrschaft.
Kamsa tötete alle sechs Kinder, die Vasudeva und Devaki geboren wurden, eines nach dem andern. Krishnas Schwester Yogamaya nahm Devakis siebtes Kind, Balarama heimlich fort und brachte es zusammen mit Rohini, einer anderen Frau Vasudevas, nach Vrindavana. Dort lebten sie im Hause von Nanda und Yashoda in Sicherheit.