Damodara

Einst betraten die zwei Söhne des Halbgottes Kuvera namens Nalakuvara und Manigriva, den Garten Shivas am Ufer des Mandakini-Flusses. Dort betranken sie sich und lauschten den Gesängen der Frauen. Darauf begaben sich alle zum Baden in den Ganges und planschten im Wasser herum vor Vergnügen. Doch plötzlich kam der grosse Weise Narada Muni des Weges. Nalakuvara und Manigriva bedeckten weder ihre nackten Körper noch brachten sie dem Weisen respektvolle Ehrerbietungen dar. Um ihnen eine Lehre zu erteilen, verwandelte Narada Muni die beiden Brüder in Bäume im Garten Nanda Maharajas. Er gab ihnen auch die Segnung, dass sie nach vielen Jahren ihres Baumlebens Sri Krishna von Angesicht zu Angesicht sehen und wieder Geweihte des Herrn werden würden.

Eines schönen Morgens, 36'000 Jahre später, kirnte Mutter Yashoda gerade Butter, als der kleine Krishna auf ihren Schoss kletterte, um Milch von ihrer Brust zu trinken. Sie lächelte liebevoll und genoss den Anblick Seines schönen Gesichtes. Plötzlich erinnerte sie sich daran, dass die Milch auf dem Herd wohl jeden Moment überkochen würde. Schnell setzte sie ihren Sohn auf den Boden und lief in die Küche, um die Milch vom Feuer zu nehmen. Krishna war aber noch nicht fertig gewesen mit Trinken und wurde deshalb sehr zornig. Mit Tränen der Wut in den Augen nahm Er einen Stein und zerbrach den Buttertopf, nahm sich Butter daraus und verzog sich in eine stille Ecke um zu essen.

Mutter Yashoda kehrte aus der Küche zurück und sah den zerbrochenen Buttertopf, der kleine Schelm aber war verschwunden. Sie brauchte nur den Fussspuren zu folgen, die in die Vorratskammer führten. Da entdeckte sie ihren frechen kleinen Sohn, der gerade dabei war, aus einem aufgehängten Vorratstopf noch mehr Butter zu nehmen. Er war überall mit Butter verschmiert und verfütterte die kostbare Butter sogar den Affen ! Da nahm die Mutter einen Stock in die Hand um den ungezogenen Jungen zu bestrafen. Sobald Krishna seine Mutter sah, rannte Er erschreckt weg, die Affen ergriffen kreischend die Flucht und Yashoda rannte schnell hinter ihrem Sohn her. Er lief durch das ganze Haus und über den Hof und entwischte immer wieder knapp der strafenden Hand der Mutter. Als er bemerkte, wie sie keuchend vor Anstrengung hinter Ihm herlief, liess Er sich schlussendlich einfangen. Mit unschuldigem Blick bat Krishna Seine Mutter, den Stock wegzuwerfen. Sie konnte Ihm nicht widerstehen, sagte aber zu Ihm : " So komm her Du Dieb der Diebe! Ich habe noch soviel zu tun und kann Dich nicht ohne Aufsicht alleine lassen, deshalb binde ich Dich nun an diesem Mörser fest."

Mutter Yashoda versuchte nun, den kleinen Dieb mit einem Strick festzubinden, doch der Strick war ein bisschen zu kurz. Sie nahm ein Band aus ihren Haaren und knüpfte es an den Strick - aber es reichte immer noch nicht ! Ein weiteres Stück Schnur wurde darangeknotet, wiederum gelang es ihr nicht, Krishna an den Mörser zu binden. So mühte sich Yashoda ab und knüpfte weitere Schnüre, Stricke und Bänder zusammen - ohne Erfolg. Krishna sah die Liebe und Aufopferung Seiner Mutter, bekam Mitleid mit ihr und liess sich darauf ohne weiteres festbinden. So konnte die Mutter wieder ins Haus zurück an ihre Arbeit und der kleine Junge blieb am Mörser festgebunden zurück.

Es dauerte nicht lange, so krabbelte Krishna mit dem schweren Mörser zu den beiden dicht beieinanderstehenden Arjuna-Zwillingsbäumen . Er wollte zwischen den beiden Bäumen hindurchkriechen, der grosse hölzerne Mörser blieb jedoch stecken. Krishna zog solange an dem Strick, bis die beiden Bäume unter lautem Krachen niederstürzten. Zwei hell leuchtende Gestalten erschienen aus den umgestürzten Bäumen, nämlich Manigriva und Nalakuvara. Sie verbeugten sich vor Krishna und brachten Ihm ihre Gebete dar. So befreite Krishna sie von ihrem Baumleben, und die beiden Brüder baten Ihn, dass sie für immer Seine ewigen Diener bleiben dürfen.

Unterdessen kamen alle Einwohner von Vrindavan herbeigelaufen, um zu sehen, was geschehen war. Mutter Yashoda band sofort ihren kleinen Liebling los und nahm Ihn auf den Arm. Die Kinder berichteten, was sie beobachtet hatten, doch Yashoda und Nanda Maharaja konnten den Kindern keinen Glauben schenken. Alle waren glücklich und froh, dass dem wundervollen Damodara nichts geschehen war.

Bilder von Kim Waters Murray